Alleine der Gedanke ans Vorstellungsgespräch bringt so manches Nervenkostüm zum Flattern. Schließlich steht viel auf dem Spiel. So bereitest Du dich gut auf das Bewerbungsgespräch vor…

Vorstellungsgesspräch: Das erwartet dich

Jetzt wird es ernst: Eine Person – oder mehrere – sitzen dir mit todernster Miene gegenüber und fragen dich aus. Das Vorstellungsgespräch entscheidet darüber, ob du im Rennen bleibst oder nicht. Zwar verläuft jedes Jobinterview anders. Der Aufbau aber ähnelt sich meist. Im Normalfall läuft das Bewerbungsgespräch nach diesem Schema ab:

  • Begrüßung („Hallo und herzlich Willkommen“)
  • Smalltalk („Schönes Wetter heute…“)
  • Kennenlernen („Wer sind Sie und was können Sie?“)
  • Präsentation („Das sind wir und das erwarten wir von Ihnen.“)
  • Rückfragen („Haben Sie noch Fragen?“)
  • Abschluss („Schön, dass Sie da waren.“)
  • Verabschiedung („Auf Wiedersehen. Wir melden uns.“)

Vorstellungsgespräch: Darum geht es

Zunächst mal herzlichen Glückwunsch! Dass du zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurdest, darfst du als Erfolg werten. du hast die erste Etappe überstanden. Das Unternehmen hat ernsthaftes Interesse an dir, sonst würde es nicht wertvolle Zeit für dich reservieren.

Nun geht es darum, zu zeigen, dass du der richtige Topf für den Deckel namens Stelle bist. Dabei geht es im Wesentlichen um diese drei Aspekte:

Kompetenz

Bringst du die Fähigkeiten mit, die das Unternehmen benötigt? Hier sind vor allem die harten Skills von Interesse: Ausbildung, Wissen, Vorerfahrung, einzelne Kompetenzen wie Sprachen oder IT-Kenntnisse.

Persönlichkeit

Bist du charakterlich für eine Trainee-Stelle geeignet? Dabei kommt es eher auf die berühmten Soft Skills an: Kommunikations– und Teamfähigkeit, Führungspotenzial, interkulturelle Kompetenzen.

Cultural Fit

Passt du zum Unternehmen und zur Branche? Es könnte ja sein, dass du äußerst kompetent bist, aber nicht so recht hineinpasst. Zum Beispiel, weil du anders bist als deine Kollegen in spé – oder auch, weil du genauso bist wie die anderen, das Unternehmen aber mehr Vielfalt in die Belegschaft bringen will. Hier spielt natürlich auch das Bauchgefühl des Recruiters eine Rolle. Und zur Wahrheit gehört auch: Sympathie spielt ebenfalls eine tragende Rolle. Je sympathischer du dem Personaler bist, desto aussichtsreicher dein Unterfangen.

Vorstellungsgespräch: Das ist wichtig

Kleidung

Banker kleiden sich konservativer, Kreative kreativer. Das klingt klischeehaft, gilt aber nach wie vor. Trainee-Kandidaten wählen lieber formelle Kleidung und tragen nicht mehr als drei Farben. Geheimtipp: Wer mit einem auffälligen Accessoire aus dem Rahmen fällt, signalisiert Stärke. Das konnten US-Wissenschaftler bereits nachweisen. Beispiele sind bunte Socken oder ein extravaganter Schal. So bleiben sie auch eher in Erinnerung. Riesenvorteil!

Pünktlichkeit

Österreich ist nicht Preußen. Trotzdem solltest du zum Vorstellungsgespräch preußisch pünktlich erscheinen. Das zeigt dem Unternehmen: Du bist zuverlässig. Du willst den Job, du bist respektvoll, du weißt, dass auch die Interviewer ihre Zeit nicht gestohlen haben. Wer auf Nummer sicher gehen will, stellt sich zwei Wecker und fährt den Weg vorher schon einmal ab.

Eindruck

Jeder weiß um die Bedeutung des ersten Eindrucks. Im Vorstellungsgespräch muss es zwar nicht Liebe auf den ersten Blick sein, aber wenigstens Sympathie auf den ersten Blick. Was hilft, sie herzustellen: ein kräftiger Händedruck (aber nicht die Hand des Gegenübers auspressen!), Blickkontakt halten, freundlich lächeln. Ist gar nicht so schwer. Gerne vorher einüben.

Körperhaltung

Auf den Fingernägeln kauen, mit den Händen spielen, die Augen rollen, breitbeinig dasitzen oder gar gähnen – das sind Dinge, die du während des Vorstellungsgesprächs lieber nicht nicht tun solltest. Aber: Du musst auch nicht wie eine Wachsfigur auf deinem Stuhl kleben. Du bist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und wenn es sein muss, dann fuchtelst du halt auch mal mit den Armen herum oder kratzt dich am Hinterkopf. Konzentriere dich auf deine Grundhaltung und darauf, die ganz großen Fettnäpfchen zu umgehen.

Vorstellungsgespräch: So bereitest du dich vor

Informationen sammeln

Zuerst die Basics: Was macht das Unternehmen eigentlich genau? Wo hat es Standorte? Wie viele Mitarbeiter? Welche Geschichte? Diese Informationen sammelt man bequem auf der Firmenhomepage. Dann gibt die tagesaktuellen Nachrichten. Dafür bietet sich ein Suchauftrag bei Google News an – und auch ein Blick in die Social Media-Kanäle des Unternehmens. Ist der Aktienkurs gerade abgestürzt oder in die Höhe geschossen? Soll ein Werk geschlossen oder eines neu gebaut werden? Gibt es Produkte, die neu auf dem Markt sind? Wer hier den Ahnungslosen mimt, sammelt fleißig Minuspunkte. (Elementares) Hintergrundwissen ist Pflicht.

Bewerbung studieren

Der Personaler hat sich also deine Bewerbung angeschaut und dich zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Versetze dich in seine Lage. Wenn du er wärst, was würdest du dich fragen? Was würde dich stutzig machen? Was würdest du genauer wissen wollen? Schaue dir deine eigene Bewerbung vor dem Gespräch noch einmal ganz genau an. Das hilft schon, eine ungefähre Vorstellung vom Verlauf des Gesprächs zu bekommen.

Smalltalk üben

Ein Vorstellungsgespräch startet oft im Plauderton. Das soll einerseits die Atmosphäre auflockern, andererseits darf man es auch schon als Mini-Prüfung verstehen. Wie verhält sich unser Bewerber, was sagt er so? Problem: Smalltalk liegt nicht jedem. Gut möglich, dass du auf dem falschen Fuß erwischt wirst und keinen Ton herausbekommst. Ein Blackout hat schließlich jeder mal. Wer sich zur Hochrisikogruppe zählt, darf ruhig ein paar fingierte Sätze vorbeiten.

Starte doch einfach ungefragt mit einem Satz wie: „Ich muss gestehen, ich war gestern Abend schon ziemlich nervös. Ich bin beim Filmeabend gar nicht auf dem Sofa eingeschlafen wie sonst immer.“ Das wirkt sympathisch und humorvoll. Punkt für dich!

Wer hochgradig nervös ist, darf sogar schon vorher ansetzen – bei der Begrüßung. „Grüß Gott, Frau Huber. Schön, Sie kennenzulernen“. Kurz und knackig zuhause zwei-, dreimal aufsagen – damit wäre auch das Risiko gebannt, dass du zu Beginn nur zähflüssige Wortfetzen herausstammelst.

Gute und geübte Smalltalker können sich all das freilich sparen. Aber Achtung: Offenheit gilt gemeinhin zwar als positiver Charakterzug. Aber Dampflauderer nimmt man oft auch als wenig vertrauenswürdig, unzuverlässig und undiszipliniert wahr. Halte dich also mit privaten Details im Vorstellungsgespräch zurück.

Antworten vorbereiten

Typisch – und gefürchtet – ist die Frage nach den eigenen Schwächen. Sie kommt mit großer Wahrscheinlichkeit auf Bewerber zu. Auf solche Standardfragen (siehe weiter unten) solltest du dir vorab einen Text zurechtlegen und ihn vor dem Spiegel einüben – ohne ihn wie ein Neuntklässler auswendig zu lernen.

Außerdem wichtig: Deine wichtigsten Stationen und Erfolge. Was hast du vorzuweisen und wie hast du es gemacht? Überlege dir vorab kurze Anekdoten und Episoden, die du zum Besten geben könntest. Merke: Spontaneität ist eine Kunst, mit der nur die wenigsten gesegnet sind. Warum solltest du dich darauf verlassen, wenn du auch üben kannst?

Klar ist aber auch: Nicht jede Frage lässt sich vorab entschärfen. Brainteaser oder Provokationen, mit denen der Personaler dich kitzeln und aus der Reserve locken will, sieht nur man schwer voraus. Ein Stück weit musst du dich dann doch auf deine Improvisatonskünste verlassen. Aber auch darauf kannst du dich ja mental schon einstellen.

Rückfragen überlegen

Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten? Falsch! Im Vorstellungsgespräch gibt es beides. Stellst du überhaupt keine Rückfragen, wird dir das als Desinteresse ausgelegt. Stellst du unkluge Rückfragen, lässt dich das inkompetent erscheinen. Stellst du dagegen intelligente Rückfragen, machst du einen großen Schritt in Richtung Stelle.

Aber welche Fragen sollte man bemühen? Ganz bestimmt nicht diese: „Was stellt Ihr Unternehmen eigentlich genau her?„Haben Sie auch einen Standort in New York?“ „Kann ich in den ersten Monaten schon Urlaub nehmen?“ „Ist es verboten, während der Arbeit auf Facebook zu surfen?

Bessere Rückfragen wären zum Beispiel:

  • „Was erwarten Sie genau von mir als Trainee?“
  • „Wie definieren Sie Erfolg für diese Position?“
  • „Warum arbeiten SIE für dieses Unternehmen?“
  • „Haben Sie diese Trainee-Stelle neu geschaffen?“
  • „Wer ist mein direkter Vorgesetzter?“
  • „Welche Stationen werde ich als Trainee durchlaufen?“
  • „Welche Herausforderungen kommen in den ersten 90 Tagen auf mich zu?“
  • „Wie werden Talente bei Ihnen gefördert?“
  • „Wie ist der weitere Ablauf?“
  • „Wie viele Trainees haben Sie bislang übernommen?“

Übrigens: Du musst gar nicht warten, bis der Personaler die Frage nach den Rückfragen stellt. Werfe ruhig schon vorher Fragen ein. Du bist nicht als Vasall gekommen, sondern als mündiger Gesprächspartner.

Vorstellungsgespräch: Diese Fragen stellt man Bewerbern

Es gibt die Standardfragen wie:

  • Was haben Sie bisher gemacht?
  • Was sind Ihre Stärken?
  • Was sind Ihre Schwächen?
  • Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
  • Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?

Einige dieser Fragen werden definitiv aus der Schublade geholt. Vorteil: Du kannst dich gut auf sie vorbereiten, schon zuhause eine grobe Antwort schnitzen.

Dann gibt es vermutlich die eine oder andere Frage, mit der du nicht gerechnet hast. Immerhin sitzen in den HR-Abteilungen keineswegs lauter Roboter. Manche Interviewer wollen dich kitzeln, herausfordern, manchmal sogar provozieren. Am besten, du stellst dich mental darauf ein.

Beispiele:Was hat Ihnen an Ihrem bisherigen Chef nicht gefallen?

  • Wie müsste Ihr Lieblingskollege sein?
  • Welche Eigenschaften stören Sie an Kollegen?
  • Welchen Wert geben Sie sich auf einer Skala von 1 bis 10 für Konfliktfähigkeit?
  • Wie wollen Sie versuchen, in Zukunft konfliktfähiger zu werden (Anschlussfrage)?
  • Wann sind Sie zum letzten Mal richtig wütend geworden?
  • Welche Eigenschaft würden Sie gerne an sich ändern?
  • Was war Ihre bisher größte berufliche Niederlage?

Hier fällt die Beantwortung schon schwieriger . Grundregeln, die du bei jeder Frage beherzigen solltest: Niemals über ehemalige Chefs oder Kollegen lästern. Immer versuchen, den Fokus in die Zukunft zu richten – also aufzeigen, wie du dich verbessern willst. Eigenmarketing betreiben, aber dabei nicht zu perfektionistisch sein.

Beispiel: Als deine größte Schwäche nennst du bitte nicht Ungeduld. Nenne eine echte Schwäche und keine vermeintliche Stärke, sonst machst du dich unglaubwürdig.

Jeder Mensch hat Schwächen. Du musst ja nicht gerade sagen, dass du unehrlich, faul oder hinterhältig bist. Möglicherweise outest du dich als mittelmäßiger Netzwerker – mit dem Hinweis, dass du dir fest vorgenommen hast, daran in Zukunft zu arbeiten.

Vorstellungsgespräch Checkliste: Die größten No-Gos

  • Handy anlassen
  • Keine Rückfragen stellen
  • Text aufsagen
  • Auf die Uhr schauen
  • Arroganz ausstrahlen
  • Blickkontakt vermeiden
  • Schlaffen Händedruck anbieten
  • Unpünktlich sein

Text: Sebastian Wolking